15. Oktober 2024

Stadt Münster: Klimaneutralität 2030 erfordert radikales Umdenken und Systemwandel – keine grün gewaschene Politik

Die Stadt Münster hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu werden. Während dies ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist, reichen die bisherigen Maßnahmen bei weitem nicht aus, um dieses Ziel zu erreichen und die drohende Klimakatastrophe abzuwenden.


Heiko Wischnewski, umweltpolitischer Sprecher der Linken in Münster, kommentiert:
„Oberbürgermeister Lewe äußerte sich am 03.10.2024 in der WN pessimistisch zur Erreichbarkeit der Klimaneutralität Münsters bis 2030. Seine Darstellung, dass der Stadt in Sachen Klimaschutz die Hände gebunden seien, teile ich nicht. Es gibt wesentlich mehr Möglichkeiten für die Stadt Münster, dem Klimawandel entgegenzuwirken. Stattdessen wird hier Verantwortung abgewälzt, um nicht selber aktiv werden zu müssen. Anstatt uns mit dieser Haltung abzufinden, sollten wir konkrete und umsetzbare Maßnahmen in den Fokus rücken.
In diesem Sinne fordern wir einen massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs mit einem effizienten, günstigen und gut nutzbaren Bussystem, begleitet von attraktiven Arbeitsbedingungen für Busfahrer:innen der Stadtwerke Münster. Mehr E-Busse sind durchaus wünschenswert, aber die müssen dann auch verlässlich, bezahlbar und oft genug fahren.
An Münsteraner Schulen, in Kitas und städtischen Kantinen sollte das Angebot pflanzenbasierter Gerichte vorangetrieben werden, um damit einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Städtische Pachtflächen müssen strengeren Umweltauflagen unterliegen, einschließlich der Schaffung von Brachflächen und pestizidfreiem Anbau. Angesichts der Tatsache, dass mehr als 40 % der Gesamtfläche Münsters landwirtschaftlich genutzt werden, ist es dringend erforderlich, Flächen aus der landwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen und zu renaturieren. Für eine pflanzenbasiertere Ernährung werden auch entsprechend weniger Flächen benötigt.
Gleichzeitig müssen wir uns bewusst sein, dass die Kommunen im aktuellen System allein Chancenlos gegen den Klimawandel sind. Ohne radikale systemische Veränderungen werden wir scheitern.“


Lea Stupan, Mitglied des Parteivorstands der Linken Münster, ergänzt:
„Die Menschen dürfen sich nicht von Versprechungen eines ‚grünen Kapitalismus‘ oder ‚grünen Wirtschaftswachstums‘ blenden lassen. Besonders die Politik der Grünen erinnert an eine milde Form der Klimaleugnung, da sie Lösungen vorgaukeln, die in Wahrheit keine sind.
Ein konkretes Beispiel dafür ist die Unterstützung der Einführung von CO₂-Zertifikaten durch die Grünen. Diese führen keine echten Änderungen herbei, sondern sind lediglich ein moderner Ablassbriefhandel. Solche Maßnahmen verkennen den Kern des Problems: Ein Wirtschaftssystem, das auf sektorenübergreifendes Wachstum angewiesen ist, kann nicht mit dem Erhalt unserer Lebensgrundlagen vereinbar sein. Wir steuern darauf zu, die Erde für uns Menschen unbewohnbar zu machen.
Diese Einschätzung wird durch wissenschaftliche Erkenntnisse gestützt. Die jüngsten IPCC-Berichte zeigen deutlich, dass die erforderlichen Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels weit über das hinausgehen, was im Rahmen des bestehenden Systems möglich ist. Wir brauchen
tiefgreifende strukturelle Veränderungen in allen Bereichen unserer Gesellschaft und Wirtschaft, die weit über Konzepte wie CO₂-Zertifikate oder „grünes Wachstum“ hinausgehen.
Angesichts dieser Erkenntnisse ist eine unserer Kernforderungen die konsequente Ausrichtung der Politik an wissenschaftlichen Erkenntnissen, statt an ideologischen Vorstellungen. Nur so können wir den Ernst der Klimakrise in vollem Umfang erfassen und angemessene, wirkungsvolle Maßnahmen entwickeln und umsetzen.
Abschließend möchte ich betonen: Klimaschutz ist dabei eigentlich der falsche Begriff. Es geht um nichts Geringeres als die Rettung der menschlichen Spezies. Das Klima und die Erde werden auch ohne uns weiter existieren. Wir müssen uns nur entscheiden, ob wir in Zukunft noch ein Teil davon sein wollen oder nicht.“