09. Mai 2025

Neuer Mietspiegel in Münster: Steigende Belastung für Mieter:innen – Die Linke fordert sozialen Kurswechsel

Der Mietspiegel in Münster liegt seit dem 1. April bei 9,85 Euro pro Quadratmeter – ein Anstieg von 5,1 % im Vergleich zum Vorjahr. Seit 2017 sind die Mieten um 36 % gestiegen. Doch diese Zahlen sind mit Vorsicht zu betrachten.
„Die Statistik erfasst nur Verträge der letzten sechs Jahre und schließt Neubauten nach Mai 2024 aus – damit bildet er lediglich einen Ausschnitt der Realität ab. Die tatsächliche Mietbelastung ist deutlich höher, als die offiziellen Zahlen vermuten lassen“, erklärt Katharina Geuking, Fraktionsvorsitzende der Linken in Münster.
„Zugleich nutzen Vermieter:innen freifinanzierter Wohnungen legale Schlupflöcher und fragwürdige Methoden, um Mieten in die Höhe zu treiben – etwa durch Luxussanierungen, Schein-Möblierungen oder die Umwandlung in Ferienwohnungen. So entziehen sie ihre Wohnungen dem Mietspiegel. Würden solche Ausnahmen dennoch in die Statistik aufgenommen, würde das die Vergleichsmieten und somit den Mietspiegel weiter nach oben treiben. In anderen Städten ist die ortsübliche Miete dadurch bereits um bis zu 15 Prozent gestiegen.“
Die Folgen der Mietenexplosion zeigen sich schon heute deutlich: In Münster ziehen besonders viele junge Erwachsene im Alter von 25 bis 30 Jahren weg – auf 1.000 Einwohner:innen kommen 29 Menschen in dieser Altersgruppe, die die Stadt verlassen. Das ist der schlechteste Wert in ganz NRW. „Fachkräfte, Studierende und Auszubildende können sich das Leben hier nicht mehr leisten“, warnt Geuking.
Die Wohnungswirtschaft rechtfertigt steigende Mieten mit den Kosten die das Ziel „Klimaneutralität bis 2045“ verursacht. Doch diese Argumentation hält einer Prüfung nicht stand. „Viele Sanierungen werden staatlich gefördert, trotzdem werden Mieter:innen überproportional belastet. Gleichzeitig melden Wohnungsunternehmen Rekordgewinne“, entgegnet Fardad Afscharian, Mitglied des Kreisverbands Die Linke Münster und sachkundiger Bürger im Ausschuss für Stadtplanung und Stadtentwicklung. „Klimaschutz darf nicht auf dem Rücken der Ärmsten ausgetragen werden. Stattdessen brauchen wir eine Kostenumverteilung und klare Regeln gegen missbräuchliche Mieterhöhungen.“
Weiter Afscharian: „Wir setzen uns für eine soziale Wohnungspolitik ein, die konsequent gegen Verdrängung vorgeht: Durch die Ausweitung von Milieuschutzgebieten stoppen wir Gentrifizierung. Städtische Grundstücke sollen nicht mehr verkauft, sondern ausschließlich in Erbpacht vergeben oder kommunal bebaut werden. Unsere kommunale Wohnungsbaugesellschaft Wohn+Stadtbau GmbH wollen wir mit 50 Millionen Euro jährlich stärken und städtische Flächen vorrangig an Genossenschaften und
gemeinnützige Träger vergeben. All diese Maßnahmen würden dem steigenden Mietspiegel endlich den Kampf ansagen.“
Geuking ergänzt: „Die Debatte über Mieten ist auch eine über Gerechtigkeit. Wer Klimaschutz und Wohnraum nur als Geschäftsmodelle sieht, hat die soziale Realität nicht verstanden.“