19. Januar 2023

DIE LINKE fordert: Housing First schnellstmöglich umsetzen

Zur aktuellen Berichterstattung über die Situation wohnungsloser Frauen kommentiert Katharina Geuking, sozialpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Stadtrat in Münster:

„Bei 700.000 fehlenden Wohnungen deutschlandweit und stetig steigenden Miet- und Energiepreisen, ist es nicht verwunderlich, dass die Wohnungslosigkeit von Frauen auch in Münster zunimmt. Der Druck auf dem Wohnungsmarkt ist extrem. Menschen in schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Lagen sind die ersten, die in der aktuellen Situation unter die Räder geraten. Sowohl die Bundesregierung, als auch Schwarz-Grün in NRW zeigen bisher nicht den ernsthaften Willen für ausreichend bezahlbaren Wohnraum zu sorgen. Auch das Konzept Housing First wird leider bisher nur vereinzelt umgesetzt. Housing First würde bedeuten, dass Betroffene zunächst einmal eine staatlich bezahlte Wohnung erhalten, damit sie dann den Kopf frei haben, andere Probleme wie z.B. Jobsuche oder gegebenenfalls Suchtproblematiken anzugehen. Der Standardfall ist in Deutschland leider immer noch ein anderer: Betroffenen von Wohnungslosigkeit wird auferlegt, erst ihre sogenannte Wohnfähigkeit nachzuweisen, also beispielsweise eine Suchtkrankheit überwinden, was unter den harten Bedingungen der Wohnungs- oder Obdachlosigkeit kaum zu schaffen ist.“

Geuking weiter: „Den Betroffenen so hohe Hürden aufzuerlegen, bevor ihnen ernsthaft geholfen wird, sorgt dafür, dass Wohnungs- und Obdachlosigkeit als gesellschaftliches Problem erhalten bleibt. Wir LINKEN sehen in diesem Prinzip eine eklatante Verletzung der Menschenwürde. Die Betroffenen sind in Not, sie brauchen keine erzieherischen Maßnahmen, sondern konkrete und schnelle Hilfe. Ein häufiges Argument gegen Housing First ist, die Umsetzung sei zu teuer. Das ist aber zu kurzfristig gedacht. Denn durch Wohnungslosigkeit entstehen jede Menge Folgeprobleme, die dann wiederum hohe finanzielle und menschliche Kosten nach sich ziehen, wie zum Beispiel gesundheitliche und psychische Schädigung der Betroffenen sowie Kinder, die unter schwierigsten Bedingungen ins Leben starten. Gerade für Frauen und Kinder ist Wohnungslosigkeit enorm gefährlich. Eine Ratskoalition, die sich als feministisch versteht, sollte alles daran setzen, Housing First so schnell wie möglich umzusetzen.“